Sich selbst als synyxer ausprobieren

Der erste Blogeintrag hat beleuchtet, worum es bei der 20%-Zeit eigentlich geht. Der zweite Teil war gespickt mit Beispielen aus unserem synyx-Alltag. Dieser dritte und letzte Teil wird zum Abrunden die Aspekte des persönlichen Engagements beleuchten. Viel Spaß beim Lesen!

Das eigene Projekt – Freiheit und Verantwortung zugleich

Neben all den Produkten, Projekten, Arbeitsgruppen oder sonstigen Aktivitäten, welche wir aus den ersten beiden Blog-Artikeln kennengelernt haben, steht es jeder und jedem natürlich frei, etwas Neues zu beginnen. Vielleicht eine weitere Produktidee wie hyo angehen, sich in einem interessanten Aspekt von beispielsweise Marketing stärker einbringen oder mal wieder eine regelmäßige Yoga-Gruppe organisieren.

Bei jedem neuen Projekt ist es aber sinnvoll, einen Realitätsabgleich durchzuführen. Braucht es das wirklich? Will ich mich tatsächlich lange genug reinknien, um sicher abschätzen zu können, dass die Idee sinnvoll ist – oder eben auch nicht? Gibt’s nicht vielleicht doch schon eine Alternative oder etwas out of the box, das „gut genug“ ist? Denn Engagement ist nicht selbstverständlich – weder bei Mitstreiter:innen noch bei einem selbst. Es kann immer etwas dazwischen kommen, wie etwa Urlaub, Elternzeit oder ein Fokuswechsel auf „Wichtigeres“. Das ist nie böse gemeint oder so aufzufassen, sondern ganz normal, sollte aber allen bewusst sein. Denn dann muss das neue Projekt von weniger Schultern getragen werden, sofern sich nicht sofort „Nachschub“ findet.

Falls sich der Fokuswechsel, die Elternzeit oder sonstiges bei einem selbst – als der/die Initiator:in – einstellt, muss das Projekt, sofern es fortgeführt werden soll, übergeben werden. Das sollte schon beim Betreiben des Projekts im Auge behalten werden, beispielsweise durch eine möglichst transparente Arbeitsweise wie konsequentes Dokumentieren des Projekts im Ticketsystem oder ähnlichem. Das macht es anderen deutlich leichter, bei Interesse die Zügel in die Hand zu nehmen und das Projekt weiterzuführen.

Es kann aber auch immer Projekte geben, die sich als wertvoll herauskristallisiert haben, bei denen aber noch niemand „angebissen“ hat. Ein gutes Beispiel hierfür sind Mitarbeiterumfragen, welche immer wieder etliche Themen von breiterem Interesse zu Tage fördern. Allerdings hat es nach der letzten Umfrage eine Weile gedauert, bis diese angegangen wurden. Vielleicht waren nicht alle auf den ersten Blick so „sexy“ wie ein neues Coding-Projekt zu starten. Oder so manche:r hatte den Eindruck, dass das „Chefsache“ wäre. Schlussendlich hat’s aber doch geklappt, dass ein großer Teil der Themen es in Projekte und Arbeitsgruppen der Firma geschafft hat, welche unser aller Leben mittlerweile bereichern. So haben wir beispielsweise ein neues Schulungsangebot im Probelauf. Und auch bei unserer internen „schule@synyx“ gab es einige positive Anpassungen.

Ausschlaggebend an der Stelle war – wen wundert’s – ein Team, welches nicht nur die Mitarbeiterumfrage ausgewertet und der Belegschaft präsentiert, sondern sich anschließend auch zur Aufgabe gemacht hat, die Belegschaft zur Bearbeitung der Themen zu motivieren. Hier hat sich ausgezahlt, mit viel Geduld und über eine längere Zeit Werbung für die Sache zu machen. Denn der breite Erfolg hat sich erst nach drei Monaten so richtig bemerkbar gemacht. Am Ball zu bleiben hat sich also ausgezahlt. Das Team hat sich in dieser Phase übrigens auch selbst entwickelt: ein Kollege ging in Elternzeit, zwei neue Kolleg:innen kamen hinzu. Und es hatte auch nicht immer jede:r im Team gleich viel Zeit. Das ist allerdings kein Problem und konnte auch immer aufgefangen werden.

Einige Projekte entwickeln sich auch zu „systemkritischen“ Elementen in der Firmenstruktur oder sind es von Grund auf. So kann man die Organisation des synyx-Camp durchaus als Firmenangelegenheit sehen, welche nicht unbedingt auf die 20%-Zeit anzurechnen ist, je nachdem, ob der Beitrag kritisch für das Event ist (Organisation von Hotel und Bus) oder eben nicht (Ausprobieren eines neuen Vortragsformats). Ein anders Beispiel ist das auf 20%-Basis entstandene Buchungskontrolltool (das BKT), ohne welches unser Office-Team mittlerweile ernsthafte Probleme hätte, Abrechnungen an Kunden vorzubereiten. Und ohne das bereits erwähnte HR-Team bekämen wir definitiv nicht so viele neue Kolleg:innen hinzu, wie das aktuell der Fall ist – und auch nicht in der locker entspannten Atmosphäre, die es Euch noch-nicht-synyxern so einfach macht, mit uns ins Gespräch zu kommen. 🤗

Was man immer für sich mitnehmen kann

Was auch immer man mit seiner 20%-Zeit anstellt: jede:r kann Dinge für sich mitnehmen, welche Erfahrungen für’s Leben sein können.

So kann man sich nicht nur völlig frei einteilen, was man macht, sondern auch, wann man sich die 20%-Zeit nimmt und auf wieviele Projekte man „sich“ verteilt. Fokussiert man sich auf ein Thema, beispielsweise die Mitarbeit im HR-Team, oder bastelt man an vielen Ecken mit, um Projekten anderer Kolleg:innen zum Erfolg zu verhelfen? Eigenverantwortung ist hierbei groß geschrieben, und manchem fällt diese Eigenverantwortung von Anfang an leicht. Andere müssen sich erst daran gewöhnen und praktisch „hineinwachsen“ – aber genau hier greift der Lerneffekt dann besonders deutlich!

Bei der Fülle an interessanten Themen und Dingen, die man angehen und tun kann, fällt es allerdings auch leicht, sich zu verzetteln. So kann es passieren, dass man sich im ständigen Spagat zwischen verschiedenen Projekten findet, die man alle interessant findet, an denen man aber mangels Zeit nicht so recht vorankommt. Im schlimmsten Fall wird’s irgendwann unübersichtlich oder gar chaotisch. Und obendrein ist die Situation dann auch noch unbefriedigend, da „nix fertig wird“. Dabei wollte man doch so vieles verbessern. Aber auch hieran kann man sehr wertvolle Erfahrung sammeln. Denn um diese Erfahrung nicht zu wiederholen, legt man sich beim nächsten Mal vielleicht – wenn auch schweren Herzens – nur auf wenige, dafür aber machbare Projekte fest. Die Belohnung ist dann die Zufriedenheit, die man verspürt, wenn was fertiggestellt ist oder man an der Fertigstellung mitgewirkt hat. Zudem unterstützt man mit den meisten Projekten ja auch die Allgemeinheit, was zusätzliche Zufriedenheit mit sich bringt – ganz abgesehen von der Anerkennung, die einem entgegengebracht wird!

Bei manchen Themen muss man auch lernen zu akzeptieren, dass es in 20%-Zeit einfach nicht geht. So würde unser aktuelles HR-Team nicht so gut und vor allem flexibel agieren können, wäre es hart auf die 20%-Zeit begrenzt – was es natürlich nicht ist, die beteiligten Kolleg:innen können flexibel mehr Zeit aufwenden. Aber auch das hyo-Produkt, welches mal als das 20%-Projekt Cosy gestartet ist, wäre niemals so weit gekommen, wenn es nicht auf „Produkt-Beine“ gestellt und entsprechend finanziert worden wäre.

Manchmal muss man auch akzeptieren, dass man mit der eigenen Idee alleine dasteht. Es ist nicht selbstverständlich, dass einem beim eigenen Projekt geholfen wird. Das kann schon mal dazu führen, dass man etwas eingeschnappt ist und am System der 20%-Zeit zweifelt oder sich gar ganz daraus zurückzieht. Aber es steht nunmal jeder und jedem frei, sich für oder gegen 20%-Projekte zu entscheiden. Es gibt keine Garantie für Unterstützung. Aber es gibt immer die Möglichkeit, Erfahrungen zu sammeln. Daher ist es sinnvoll, es immer wieder zu probieren.

So kann man sich Projekte ansehen, die „laufen“, und aus deren Vorgehen lernen, wie man das eigene Projekt besser hätte vermarkten können – oder noch kann! Oder man kann sich als Gruppe verschiedene Projekte gemeinsam ansehen, um festzustellen, was einem liegt. So hat sich vor einigen Jahren das Projekt syborg entwickelt, zu welchem sich eine Gruppe Freiwilliger zusammengefunden hat, um aus einer Liste möglicher Projekte eines auszuwählen und an diesem als Gruppe zu arbeiten. Das ausgewählte Projekt war dann zwar nicht unbedingt die eigene Wahl, sondern eben „nur“ der Konsens der Gruppe. Allerdings hat dieses Projekt den vollen Fokus der Gruppe für den kompletten 20%-Tag und dadurch einen ordentlichen Schub erhalten. Das passierte jede Woche aufs Neue, mal für ein neues Projekt, mal für das Projekt der letzten Woche. Auch eine Art, den Fokus auf Projekte zu bringen und das Vorankommen gut zu kanalisieren.

Die vielleicht wertvollste Erfahrung kann aber auch sein, das eigene Projekt wieder einzustampfen, weil man einsehen muss, dass es nicht gebraucht wird, zu aufwändig ist, etc. Nach dem Einstampfen macht man dann oft die Erfahrung, dass das gar nicht so schlimm ist, sondern man auch ganz gut ohne leben kann.

Persönliches Fazit

Für mich persönlich war die 20%-Zeit ein wichtiges Einstellungskriterium. Ich hatte ursprünglich die Motivation, die Zeit für Weiterbildung oder das eine oder andere Coding-Projekt zu nutzen. Ziel war schon, auch etwas für die Firma voranzubringen, beispielsweise eine ordentliche Klima-Steuerung oder ein nachhaltigeres Beleuchtungsprojekt, welches noch mehr Energie spart. Aber es sollte einen praktischen Fokus haben, mindestens mit Software, je nach Projekt aber auch mit Hardware.

Mit der Zeit hat sich aber abgezeichnet, dass ich mich schon allein durch Einbringen in interne Prozesse der Firma vollständig „verausgaben“ kann. Mir war schlichtweg nicht klar, wieviel Organisation und Koordination fehlt, wenn das mittlere Management – welches wir ja nicht haben – nicht vorhanden ist. Viele Dinge, die in klassischen Unternehmen „einfach passieren“, müssen hier erst eine:n oder mehrere Kolleg:innen finden, die sich des Themas annehmen. So habe ich mich bei der Auswertung der letzten Mitarbeiterumfrage eingeklinkt und das Verteilen der Themen in der Belegschaft mit unterstützt. Auch habe ich im Marketing-Team kurzzeitig als PO unterstützt. All das kostet deutlich mehr Zeit als gedacht. Und es hat meinen Blick auf die Position eines Managers deutlich verändert, auch rückblickend auf meinen eigenen, 15-monatigen Ausflug als Manager bei einem vorherigen Arbeitgeber.

Die wertvollste Erfahrung für mich bisher war aber, wie einfach es mir fällt, mich zu verzetteln. Ich bin an viel zu vielen Themen interessiert und versuche mich einzubringen. Das hat dazu geführt, dass ich nur an einigen wenigen Stellen das Gefühl habe, etwas erfolgreich vorangebracht zu haben. Das bedeutet nicht, dass ich unzufrieden bin, da eben auch Dinge voran gingen und wir in den jeweiligen Projekten auch das entsprechende Feedback erhalten haben. Aber ich habe ein Stück weit gelernt, dass ich mich auch mal aus Themen rauszuhalten habe, um mich stattdessen mehr auf die bereits bestehenden Themen zu konzentrieren.

Wie zum Beispiel endlich diese Blog-Artikel-Serie fertig zu stellen! 🙂

Alles in allem möchte ich die 20%-Zeit nicht missen. Sich selbst in diesem Maß einbringen und kennenlernen zu können ist eine wertvolle Erfahrung. Und dabei auch bei internen Abläufen mitgestalten zu können ist eine tolle Sache! Es zeugt auch von einem uns allen entgegen gebrachten Vertrauen, welches den Job sehr viel einfacher und angenehmer macht.

Jetzt seid Ihr dran!

Falls Ihr jetzt Lust bekommen habt, mal bei uns vorbeizuschauen und rauszubekommen, wieviel von dieser Blog-Serie tatsächlich stimmt, dann schaut doch einfach auf https://jobs.synyx.de/ vorbei. Dort stehen zwar ein paar aktuelle Stellen ausgeschrieben, aber Ihr könnt unserem HR-Team auch einfach erstmal eine Mail schreiben oder Euch direkt initiativ bewerben. Ist nicht schwer! Und dabei dürft Ihr auch sehr kreativ sein: eine Bewerbung der letzten Zeit bestand aus einem selbst gemalten Bild – von einer Jetzt-Kollegin! 👍