FrOSCon 2010
Am 21. und 22.08. fand für mich die 2. Free and Open Source Software Conference FrOSCon in St. Augustin bei Bonn statt. Der Hauptgrund für meinen Besuch im letzten Jahr war ein ausgedehnter Java-Track, ich war jedoch von der Atmosphäre und der Vielfalt der Themen so begeistert, dass die Konferenz für mich sicher ein regelmäßiges Ereignis sein wird.
Die Gelegenheit soll natürlich genutzt werden, um ein paar interessante Vorträge aus diesem Jahr vorzustellen, um dem ein oder anderen vielleicht auch Lust auf einen Besuch zu machen.
Ein recht verbreitetes Thema, das unter anderem gerne im leider eingestellten Stackoverflow-Podcast oder auch in diversen Büchern angesprochen wird, ist der Nutzen für die eigene Karriere, den man sich durch ein offenes Arbeiten in einer Community erarbeiten kann. Lorna Jane Mitchell beschrieb in “Open Source Your Career” recht unterhaltsam von Ihren Anfängen in der PHP-Community und den ersten Auftritten auf Konferenzen. Eine Anreiz für mehr Engagement.
Obwohl ich mit den Grundlagen schon vertraut war, waren zwei Vorträge zu MongoDB interessant: Einer über MongoDB im generellen von einem Mitarbeiter von 10gen, der Firma hinter der Datenbank, und einen zur Integration in Ruby on Rails von Jan Krutisch. Auch wenn die horizontale Skalierung für mich momentan noch keine große Rolle spielen wird, kann ich mir vorstellen, dass der dokumentenorientierte Ansatz auch beim Einsatz auf einer Maschine Vorteile bringen kann. Ich plane das an einem konkreten Problem einmal auszuprobieren, einfach nur um zu wissen, wie sich die Entwicklung anfühlt.
“Mobile Linux Development” von Christian Küster ging mit einem für mich neuen Blickwinkel auf ein bekanntes Thema zu: Wie unterscheiden sich die unterschiedlichen Linux-basierten mobilen Betriebssysteme in Bezug auf die Zugriffsmöglichkeiten auf die Kernkomponenten, welche erlauben beispielsweise ein Austauschen des Kernels oder den Zugriff auf Systemkomponenten. Android schnitt bei diesen Aspekten relativ schlecht ab, Maemo scheint die meisten Freiheitsgrade zu bieten. Für die Entwicklung auf den Geräten spielt die dies meiner Meinung jedoch eine recht geringe Rolle, solange höherwertige Funktionen angeboten werden, mit denen die benötigten Funktionalitäten abgedeckt werden können.
Der Vortrag, wegen dem ich mich eigentlich zum Besuch der FrOSCon entschlossen hatte, Ruby on Rails 3 von Yehuda Katz, war leider nicht so technisch, wie ich ihn mir gewünscht hatte. Gerade da er von einem Mann aus dem Merb-Team gehalten wurde, hätte ich mir einen Überblick über die Unterschiede zwischen den Versionen gewünscht. Merb war ehemals ein Konkurrenz-Framework und geht mit Version 3 in Ruby on Rails auf. Auch wenn mir die technischen Konzepte gefehlt haben war der Einblick in die Arbeit des Rails-Teams dann doch interessant.
Kurzfristig eingeschoben wurde ein Talk von Rainer Jung zu den Neuerungen in Apache httpd 2.4. Besonders die Anforderungen an einen Webserver, die sich durch die stark steigende Anzahl an Connections durch die Verbreitung von AJAX-Anwendungen und das Offenhalten der Connections durch Techniken wie WebSockets/Comet ergeben, waren spannend. Beeindruckend, dass Rainer Jung es nicht nur schafft, in zwei so wichtigen Projekten wie dem in C geschriebenen httpd und dem in Java geschriebenen Servlet-Container Tomcat Core-Committer zu sein, sondern auch beide Projekte gleichwertig vertreten kann, indem er Samstags ein Tomcat-Shirt und Sonntags ein Apache-Shirt trägt :).
Alles in allem war die FrOSCon auch in diesem Jahr wieder außerordentlich lohnend. Die lockere Atmosphäre ist mit keiner anderen Konferenz, die ich kenne, zu vergleichen, was sicher einerseits an dem Termin am Wochenende liegt und andererseits daran, dass die Konferenz weniger businesslastig ist, als die mir bekannten Java-Konferenzen. Trotzdem kann man jede Menge neuen Input für die tägliche Arbeit bekommen, ein Besuch lohnt sich also nicht nur wegen des extrem niedrigen Eintrittspreises von 5€.
Und noch ein praktischer Tipp am Rande: Wer kein Problem mit einem kleinen Fußmarsch hat, ist beim sehr freundlichen Wirt im Laternchen bestens aufgehoben.