synyx @ Berlin Expert Days 2015
Am 17. und 18. September 2015 fanden die fünften Berlin Expert Days (kurz BED-Con) statt.
Erst beim Schreiben dieses Blog Posts habe ich mit Erstaunen festgestellt, dass es für mich bereits die vierte BED-Con war…
Rückt näher an den Kamin, Kinder, nehmt euch einen Keks, ich werde euch nun die Geschichte erzählen von Neun synyxern, die auszogen, die BED-Con unsicher zu machen.
Mittwoch, 16. September – Anreise
Bereits gegen 13:30 Uhr macht sich unsere lustige Truppe auf den Weg zum Hauptbahnhof. Gewappnet mit Reiseproviant (Bier), guter Laune und Kartenspielen sind wir bereit für die große Reise Richtung Berlin.
In weiser Voraussicht haben wir eine Direktverbindung gebucht, sind mehr als überpünktlich am Hauptbahnhof und haben bei der großen Reisegruppe selbstverständlich auch an Platzreservierungen gedacht. Wir sind der Meinung, dass nun eigentlich nichts mehr schiefgehen könne.
Leider haben wir ein winziges Detail übersehen: unsere Platzreservierungen befinden sich im Ruhebereich des ICE.
So dauert es nicht lange bis unsere freudig aufgeregte und mitteilungsfreudige Truppe von einem adrett gekleideten Herrn auf diesen Umstand hingewiesen wird. Mehrmals. Glücklicherweise stört sich niemand sonst an Kommunikation und als er nach einigen Stationen wieder aussteigt, kann man sich auch wieder unterhalten, ohne flüstern zu müssen.
Mit einer halben Stunde Verspätung erreichen wir gegen 20 Uhr den Hauptbahnhof der Hauptstadt, wo sich unsere Wege vorerst einmal trennen, da ich privat unterkomme.
Donnerstag, 17. September – Erster Konferenztag
In diesem Jahr hat die BED-Con nicht nur einen anderen Termin (Herbst statt Frühjahr), sondern auch eine andere Lokalität zu bieten. Statt in der Freien Universität Berlin findet die Java-Konferenz dieses Jahr in der Urania Berlin statt.
Ich habe einen typischen Berliner Anfahrtsweg von ungefähr 50 Minuten vor mir. Die anderen haben sich in einem Hotel eingenistet, von dem aus man einen extrem langen Fußmarsch von 2 Minuten hinlegen muss, um die Urania zu erreichen.
Um 08:40 Uhr treffen wir uns vor der Urania. Wir sind alle gespannt auf den kommenden Tag und schmieden Pläne, welche Vorträge wir heute besuchen werden.
Wie bereits das Jahr zuvor ist auch dieses Jahr das Thema Microservices sehr präsent auf der BED-Con. So auch der erste Vortrag im Humboldtsaal von Leon Rosenberg. Ich staune nicht schlecht, als ich den riesigen Saal betrete und gefühlt tausende von roten Sesseln vorfinde. Ein Gefühl von Kino liegt in der Luft und ich verspüre ein leichtes Verlangen nach Popcorn. Es gibt einige Meta-Ratschläge zum Thema Worauf es wirklich ankommt bei Microservices. Es geht um typische Probleme und wie man diese lösen bzw. vermeiden kann. Ich amüsiere mich über die Anekdoten von kuriosen Bugs, die der Speaker zum Besten gibt. Als es um Problemvermeidung und Monitoring von Anwendungen geht, stelle ich fest, dass ich Leon Rosenberg bereits von einer vergangenen BED-Con kenne, nämlich von seinem Talk über MoSKito, einem sehr hilfreich anmutendem Monitoring Tool für Java-Anwendungen. Ich ärgere mich, dass ich es nach über zwei Jahren immer noch nicht geschafft habe, mich genauer mit MoSKito auseinander zu setzen und nehme mir fest vor, das demnächst endlich anzugehen.
In der kurzen Pause stärke ich mich mit Kaffee – diesen gibt es neben Tee, Wasser und Cola nämlich zur Selbstbedienung – und greife voller Vorfreude zu, als ich Brezeln entdecke. Noch während ich den Gedanken habe Juhu keine Butterbrezeln!, beiße ich hinein und bemerke, dass die Brezeln mit massig Butter gefüllt sind! Ich frage mich, wer auf so eine verrückte Idee wie gefüllte Butterbrezeln kommen kann…
Der Schock über die bizarren Brezeln rückt allerdings schnell in den Hintergrund. Wir irren reichlich verwirrt durch die Urania auf der Suche nach Raum A. Mehrere Stockwerke, mehrere Möglichkeiten von Stockwerk zu Stockwerk zu kommen. Irgendwann fragen wir uns, ob wir auf der Suche nach Raum neundreiviertel A eine geheime Wand übersehen haben. Glücklicherweise kann uns die nette BED-Con Crew weiterhelfen und bringt anschließend auch einige Beschilderungen mehr an.
Im Zuge der Java User Group Karlsruhe hatte Sven Ruppert bereits seinen Vortrag über Mutation Testing bei uns im Hause gehalten. Da ich diesen allerdings verpasst habe, will ich die BED-Con nutzen, um etwas über Mutation Testing zu erfahren. Anhand eines simplen Code Snippets wird aufgezeigt und diskutiert, was denn eigentlich gute Testabdeckung bedeutet und wie man diese messen und erreichen kann. Dabei wird deutlich gemacht, dass eine gute Testabdeckung eben nicht nur an guter Code Coverage gemessen werden kann. Mithilfe von PIT stellt Sven Ruppert dann im praktischen Beispiel die Methode des Mutation Testings vor. Der Vortrag macht mich neugierig und ich nehme mir vor, mich nach der BED-Con genauer mit dem Thema zu befassen, auch wenn Mutation Testing sicherlich nicht der Heilige Gral für jede Art von Anwendung sein mag.
Kaffee und Wasser fassen und ab in den Humboldtsaal! Eberhard Wolff erörtert, warum Microservices und agile Softwareentwicklung gut zusammenpassen. Anhand von Conway’s Law geht er auf die Vor- und Nachteile von Microservices ein. Der Vortrag ist fast ein bisschen philosophisch anmutend, aber nichtsdestotrotz sehr interessant.
Zur Stärkung gibt es in der Mittagspause belegte Baguettes. Meines hat sowohl auf der Ober- als auch auf der Unterseite eine kräftige Schicht Butter aufzuweisen. Mir scheint, Butter ist in Berlin ein beliebtes Nahrungsmittel.
Für mich als synyxer ist es quasi eine heilige Pflicht, dem Vortrag über die Devoxx4Kids beizuwohnen, der von unseren Kollegen Katja Arrasz-Schepanski und Christian Mennerich gehalten wird. Die Zuschauer sind interessiert, stellen Fragen und sorgen für interessante Diskussionen. Ich bin gespannt, ob der Vortrag Früchte tragen wird und wir bald einen weiteren Devoxx4Kids Deutschland Sprössling heranwachsen sehen werden.
Im Anschluss (bequemerweise muss ich nicht einmal den Raum wechseln) stellt Oliver Wehrens die Leitplanken der E-POST bei der Entwicklung verteilter Systeme vor. Ich stelle fest, dass wir in manchen Projekten ziemlich ähnliche Probleme Herausforderungen haben, bin allerdings heilfroh, dass zumindest die Strukturen/Hierarchien bei uns anderer Art sind.
Zum Abschluss des ersten Konferenztages lehne ich mich in einem der bequemen Sessel des Humboldtsaals zurück und lausche Nicole Charlier und Philipp Kumar über ihre Erfahrungen von UX im Projekt. Sie berichten über den Entwicklungsprozess einer Android App, die Pflegekräfte bei der Arbeit unterstützen soll. Zuallererst wird die fachliche Domäne, sprich der Arbeitsalltag einer Pflegekraft, mit anschaulichen Skizzen vorgestellt. Der Entwicklungsprozess wird genauer erläutert: mehrere Tage Feldstudien, Interviews, Konzeptionen. Alles, um den Endbenutzer im Fokus zu haben und bei ihm eine hohe Akzeptanz zu erreichen. In der anschließenden Diskussion gibt es einige kritische Stimmen, wie man einen solch hohen Anteil an UX überhaupt durchsetzen/verkaufen kann. Mir gefällt die Argumentation (frei zitiert): Man muss nur begreiflich machen, dass es das wert ist, wenn man sich durch eine hohe Qualität abheben will.
Freitag, 18. September – Zweiter Konferenztag
Um 08:50 Uhr treffe ich vorerst nur auf einen meiner Mitreisenden und höre mir erstaunliche Geschichten zum Vorabend in Kreuzberg an. Man munkelt, es wurde angeblich sogar ein Geheimgang in der Hotel Bar gefunden.
Ich rüste mich mit Kaffee aus und mache mich zum ersten Mal auf den Weg ins Loft, das sich im 3. OG befindet. Ich bin gespannt auf den tierischen Vortrag von Jeremias Rößler mit dem erfrischenden Titel Bei uns testen lauter Affen: Das Ende der Bananensoftware!. Der Vortrag erläutert das Monkey Testing Prinzip, ein Verfahren, um eine Anwendung auf Fehler zu prüfen, indem man wahllos agierende Affen auf diese hetzt, die versuchen Fehler zu verursachen. Die Türme von Hanoi dienen als Beispiel, um zu erläutern, wie man sich den genetischen Algorithmus zunutze machen kann, um intelligente Affen zu erschaffen. Wir lernen auch, warum Fortpflanzung so beliebt ist. Ein eigentlich sehr wissenschaftlicher Vortrag, der jedoch durch die kreativen Folien und den sympathischen Speaker keinesfalls trocken ist. Am Ende schließt sich der Kreis (da beißt sich der Affe in den Schwanz): das Startup ReTest bietet einen vollautomatisierten Regressionstester an, der eben genau das vorgestellte Monkey Testing Prinzip nutzt. Persönlich interessant für mich ist allerdings eher die kurz angesprochene Monkey Testing Library Gremlins.js. Eine Horde Gremlins auf unsere Anwendungen loslassen, das klingt ganz schön verlockend.
Und täglich grüßen die Microservices… Wieder ein Votrag von Eberhard Wolff über Microservices, diesmal allerdings steht eher die Technologie im Vordergrund. Es wird gezeigt, wie einfach man Microservices mit Spring Boot und Spring Cloud erstellen kann. Ich staune einmal mehr über die immense Magie, die in Spring Boot steckt. Und noch mehr, als ich höre, dass man Spring Boot Applikationen inzwischen sogar total easy-going als Unix Services ausführen kann.
Loft is in the air… Ich erklimme den weiten Weg nach oben ins Loft, um mir einen Vortrag über Docker für Integrationtests von Stefan Hildebrandt anzuhören. Leider fehlt mir ein bisschen der rote Faden. Es wird sehr ausführlich auf die Erzeugung von produktionsnahen Testdaten anhand von Produktionsdatenbanken eingegangen. Aufgrund des Titels hatte ich im Vorfeld irgendwie ein paar andere Erwartungen.
Ich bin mir beim nächsten Slot aufgrund der Themen sehr unschlüssig, welchen Vortrag ich mir anhören soll. Während der Mittagspause werde ich darauf hingewiesen, dass Jochen Mader wohl sehr gute Talks halten soll. Daher folge ich meinen Kollegen in seinen Vortrag über Event Sourcing. Und ich werde nicht enttäuscht. Sehr anschaulich, mit kreativen Folien wird Event Sourcing anhand von Spiele-Programmierung erklärt. Das hat sich gelohnt.
Nach mehreren Runden Buzzword-Bingo (It’s all about Microservices!) habe ich nun auch Lust auf eine Runde Java Testing Bingo. Tatsächlich verteilen Martin Klose und Jan Hartung zu Beginn des Vortrags Bingo-Karten. Wir erleben eine Reise durch verschiedene Java Testing Libraries, sehen diverse Code Snippets und am Ende bleibt bei mir vor allem hängen, dass ich mir AssertJ als Alternative zu Hamcrest zu Gemüte führen werde.
…und dann ist man plötzlich beim letzten BED-Con Vortrag angekommen. Alle reden über’s Wetter, aber nur wenige tun dies mit Requisiten und Sound-Effekten. Timmo Freudl-Gierke stellt uns in seinem Vortrag Sharding Weather die Domäne Wetter genauer vor und erläutert seine Erfahrungen zum Aufbewahren von großen Datenmengen wie Wetterdaten.
Eine weitere BED-Con geht zu Ende…aber die nächste kommt bestimmt 🙂
Bis dahin kann man noch eine Weile zehren von den Erkenntnissen, Ideen und Gedankenanstößen, die man so mit nach Hause nimmt.
Es hat sich mal wieder gelohnt!