IT-Wertbeitrag ganz pragmatisch?!

Eigentlich hatte ich vor mit den nachfolgenden Zeilen einen pragmatischen Ansatz zu liefern, wie man den IT-Wertbeitrag ermittelt. Das Wörtchen „eigentlich“ verrät bereits, dass man diesen pragmatischen Ansatz zur IT-Wertbeitragsermittlung im Folgenden nicht finden wird. Im Gegenteil, ich bin mittlerweile davon überzeugt, dass die Ermittlung des Wertbeitrags Zeitverschwendung ist!
Wie komme ich zu dem Schluss? In meinen Augen steht der Versuch einer objektiven Wertbeitragsermittlung in keinem adäquaten Verhältnis von Aufwand zu Nutzen. Dabei stellt sich natürlich die Frage, was ich für angemessen bzw. nicht adäquat halte. Um dies bewerten zu können, ist es notwendig sich mit dem Ziel bzw. den Hintergründen der IT-Wertbeitragsermittlung auseinanderzusetzen.
Aus Gründen
Warum will ich überhaupt den IT-Wertbeitrag ermitteln? Dafür gibt es im Großen und Ganzen zwei Gründe. Der am meisten genannte Grund – zumindest nach meiner Erfahrung – ist der, der Rechtfertigung. Die Geschäftsführung bzw. der Fachbereich wirft der IT(Abteilung) Ineffizienz und zu hohe Kosten vor. Die IT soll belegen, wie viel sie eigentlich Wert ist, bzw. was sie dem Unternehmen bringt. IT-Verantwortliche, welche mit solchen Vorwürfen und der Wertbeitragsermittlung konfrontiert sind, haben einen sehr schweren Stand. Zum einen gibt es ein klares Verständnisdefizit auf Fachbereichsseite über die Zusammenhänge von Unternehmensprozessen und der IT – was durchaus der Intransparenz und Kommunikationsunfreudigkeit der IT selbst geschuldet sein kann – und zum anderen können sie alleine überhaupt gar nicht beurteilen, wie viel die IT tatsächlich zum Unternehmenswert beiträgt. Dies geht, wenn überhaupt nur mit dem Fachbereich zusammen! Denn Werte entstehen erst dann, wenn die IT genutzt wird und der Nutzer ist nun mal der Fachbereich.
Der zweite Grund, warum man den Wertbeitrag der IT ermitteln will, ist sinnvoller aber in meinen Augen auch zu teuer. Man möchte eine bessere Entscheidungsgrundlage für IT-Investitionen haben. Idealerweise möchte man wissen, wie hoch der IT-Wertbeitrag in den jeweiligen Unternehmensbereichen ist, um dann entscheiden zu können, wo mehr und wo weniger in die IT investiert wird. Auch hier kann die Wertbeitragsermittlung nicht die IT alleine machen und der Fachbereich muss mitarbeiten.
Und, warum ist jetzt die IT-Wertbeitragsermittlung meiner Meinung nach zu teuer? Wie ich weiter oben beschrieben habe, entstehen Werte nicht in der IT sondern im Fachbereich. Was für Werte entstehen dort? Ist das nur das Unternehmensergebnis (Gewinn/Verlust)? Wenn ja, wie teilt sich dieses Ergebnis auf die jeweiligen Fachbereiche auf? Also, welcher Fachbereich (Sales & Marketing, Produktion, Einkauf, HR, …) leistet wie viel für das Ergebnis? Die Frage stellt sich, da die IT diesen Fachbereichen zuliefert! Oder sind neben dem Gewinn noch weitere Kennzahlen, wie bspw. Qualität, Mitarbeiterbindung, Wachstum, Risikomanagement, … Bestandteile der Wertbetrachtung? Wenn ja, in welchem Verhältnis stehen diese zueinander? Wie viel Prozent vom ganzen Wert entspricht die jeweilige Kennzahl? Und, wie teilen sich diese Kennzahlen auf die Fachbereiche auf? Mit diesen Fragen will ich klar stellen, dass es eine sehr komplexe Angelegenheit ist überhaupt die Werte des Unternehmens zu beziffern von denen die jeweiligen Anteile der Beitragenden (u. a. die IT) ermittelt werden sollen.
Objektivität ist der Knackpunkt
Voraussetzung für eine objektive Wertbeitragsermittlung ist eine transparente Bewertung des Unternehmenswertes und seiner Bestandteile. Ich tippe mal, bei 99 % der Unternehmen ist diese nicht vorhanden oder nicht objektiv. Objektiv bedeutet, die Bewertung ist nachvollziehbar, schlüssig und wird anerkannt. Sie ist nicht „angreifbar“. Wenn man bereits auf Fachbereichsseite keine Objektivität gewährleisten kann, wird man sich ständig rechtfertigen müssen – was man ja eigentlich durch die IT-Wertbeitragsermittlung lösen wollte …
Falls das Unternehmen zu dem vermeintlichen 1 % gehören sollte, welches die Grundvoraussetzung erfüllt und eine objektive Werteaufstellung vorliegen hat, bin ich immer noch der Überzeugung, dass der Aufwand für die Wertbeitragsermittlung zu hoch ist. Eine IT-Wertbeitragsermittlung ist die Differenz von Kosten zu Nutzen. Dazwischen ist der Prozess, das Tun des Unternehmens. An dem Prozess ist nicht nur die IT beteiligt. Es gibt mehrere Prozessbeteiligte die etwas dazu tun, dass am Ende des Prozesses ein Ergebnis entsteht. Um auch hier Objektivität sicher zu stellen, genügt es nicht, alleine die Leistung der IT zu bewerten. Es müssen alle Prozessbeteiligten bewertet werden. Nur dann ist die Bewertung vollständig und schlüssig. Worauf ich hinaus will. Man müsste das gesamte Unternehmen von der Strategie, den Ergebnissen, über die Maßnahmen, die zu den Ergebnissen führen sollen, seine Prozesse und alle Prozessbeteiligten beleuchten und bewerten, um zu einem schlüssigen Ergebnis zu kommen, wer wie viel zum Unternehmenserfolg beiträgt. Ich bezweifle wirklich, dass dieser potentielle Aufwand in einem guten Verhältnis zum Nutzen steht und plädiere für „bleiben lassen“!
Alternativen?
Nichtsdestotrotz besteht weiterhin der Bedarf nach mehr Klarheit über den Nutzen der IT und Hilfe bei der Entscheidungsfindung für IT-Investitionen. Die Wertbeitragsermittlung ist aber in meinen Augen, der ineffizienteste Weg diese Fragen zu beantworten. Meine Empfehlung ist, dem Fachbereich und Entscheidern ein besseres Verständnis über die IT und die komplexen Zusammenhänge in ihrem Unternehmen zu vermitteln. Dadurch können diese ein besseres Gefühl für gute und relevante Fragen entwickeln, die zur Entscheidungsfindung wichtig sind. Transparenz, Kommunikation, Beziehungsmanagement und Wissen über das Geschäft des Unternehmens helfen auf Seite der IT, dem Fachbereich IT-Know-how und Verständnis zu vermitteln. Kennzahlen, die belegen wie die IT genutzt wird (Menge, Zeit, Prozessoutput, …) helfen sehr dabei, dieses Verständnis zu verbessern und zu untermauern.  Auf Fachbereichsseite ist ebenso Transparenz erforderlich, aber auch der Wille sich IT-Know-how anzueignen und offen für Beratungsvorschläge zu sein. Beiden Bereichen muss klar sein, dass sie nur zusammen dem Unternehmen helfen können.
Was wäre ein pragmatischer Ansatz, um den Stellenwert der IT zu stärken, Entscheider über die Wichtigkeit der IT zu sensibilisieren und Entscheidungsgrundlagen für IT-Investitionen zu schaffen?
Stellenwert und Wichtigkeit der IT:

  1. Aufzeigen des Durchdringungsgrades der IT: Wie viele Mitarbeiter UND Systeme/Anlagen nutzen IT? Wie viele Kunden nutzen die IT? Wo unterstützt die IT Unternehmensprozesse?
  2. Aufzeigen der IT-Kosten im Verhältnis zu den Gesamtkosten und zu anderen Teilkosten. *Anmerkung: Je direkter das Geschäft die IT nutzt, umso höher sind die IT-Kosten und entsprechend sieht das Ergebnis auf den ersten Blick natürlich nicht so vorteilhaft aus.
  3. IT-Know-how des Managements durch Kennzahlen, regelmäßige Meetings, Schulungen, externe Beratung, … verbessern und Potentiale aufzeigen.

Restrukturierung von IT und Umschichten von IT-Investitionen:

  1. Aufzeigen der IT-Kostenanteile für Projekte (Themen, die den Fachbereich in irgendeiner Art und Weise unterstützen) im Verhältnis zu IT-Kostenanteil für Betrieb & Support.

IT is still the next big thing!
Häufig wird von der IT verlangt, dass sie sich in die Effizienzkette einhängt und pro Jahr x % weniger an Kosten verursacht. Wenn man sich den im Verhältnis kleinen Kostenanteil der IT zu den Gesamtkosten (siehe *Anmerkung weiter oben) ansieht und die viel größeren Prozesskosten betrachtet, sollte schnell klar sein, dass es bei den Prozesskosten viel mehr Einsparpotential gibt.
Gründe für den Ausbau von IT-Investitionen:

  1. Mit IT Prozessabläufe automatisieren = Prozesskostensenkung, Steigerung von Output/Geschwindigkeit/Nachvollziehbarkeit und Qualität, Kunden / Lieferanten Integrieren
  2. Mit IT mehr Daten sammeln und auswerten = Generierung, Verarbeitung und Auswertung von Daten / großen Datenmengen, bessere Entscheidungsfindung.
  3. Mit IT die Kommunikation ausbauen = Maschine zu Maschine, B2B oder B2C.

Und, es gibt immer noch keine bessere Alternative zur IT, um Effizienz zu erzielen! Wieso also Investitionen in IT reduzieren? Im Gegenteil, aus den genannten Gründen muss VIEL MEHR in die IT investiert werden. Für diese Erkenntnis brauche ich keinen IT-Wertbeitrag, allerdings Wissen, was man mit IT machen und wie man sie für sein Geschäft nutzen kann!